Docosahexaensäure (DHA) (2024)

Docosahexaensäure (engl.: Docosahexaenoic acid) , die im Folgenden mit DHA abgekürzt wird, gehört zu der Gruppe der essentiellen Omega-3-Fettsäuren und findet sich vor allen Dingen in fettreichem Meeresfisch. Schon in der frühen Geschichte der Menschheit lieferte DHA durch den positiven Einfluss auf die Gehirnentwicklung mutmaßlich einen entscheidenden Beitrag für den Evolutionsschritt zum modernen Menschen. DHA wird für komplexe Funktionen im menschlichen Körper benötigt und eine Unterversorgung kann eine mögliche Ursache für zahlreiche Zivilisationskrankheiten darstellen. Doch ist es deshalb nötig, Supplements wie Fischölkapseln oder Algenöl zu verwenden? Wer könnte von einer Einnahme profitieren und gibt es auch mögliche Risiken? Diese und weitere Fragen sollen im folgenden Beitrag umfassend beantwortet werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eigentlich Docosahexaensäure (DHA)?Wofür benötigt der Körper Docosahexaensäure (DHA)?Was passiert bei eine Mangel?Wie kann Docosahexaensäure (DHA) aufgenommen werden?Das wichtige Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 (Omega-6/Omega-3 Ratio)Für wen sind DHA-Supplements sinnvoll?Höchstmengen und gesundheitliche RisikenWas ist beim Kauf von DHA-Supplements zu beachten?

Docosahexaensäure (DHA) (1)

Was ist eigentlich Docosahexaensäure (DHA)?

DHA ist eine mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäure. Zu dieser Gruppe gehört neben der essentiellen Fettsäure α-Linolensäure (ALA) auch noch die Eicosapentaensäure (EPA). Im Körper kann DHA zum Teil aus ALA hergestellt werden, das hauptsächlich in pflanzlichen Ölen enthalten ist. Diese körpereigene Bildung von DHA findet in der Leber statt und verläuft interessanterweise bei Frauen etwa doppelt so effizient wie bei Männern. Die Ursache hierfür liegt vermutlich in der Auswirkung von Östrogen auf die Reaktionsabläufe und könnte einen wichtigen Mechanismus darstellen, ein Baby im Mutterleib mit einer ausreichenden Menge DHA versorgen zu können. Grundsätzlich ist die Umsatzrate von ALA in DHA allerdings als gering einzustufen, sodass eine zusätzliche Aufnahme über die Nahrung von wesentlicher Bedeutung für eine optimale Versorgung ist. DHA wird hauptsächlich in marinen Mikroalgen produziert und gelangt von hier aus in die Nahrungskette des Meeres. Über den Verzehr von Fisch erreicht das DHA auf natürlichem Wege schließlich den Menschen.

Wofür benötigt der Körper Docosahexaensäure (DHA)?

DHA erfüllt vielfältige strukturelle und funktionale Aufgaben im menschlichen Körper, die im Folgenden kurz vorgestellt werden sollen. Aufgrund der positiven Eigenschaften von Omega-3-Fettsäuren befassen sich zahlreiche Studien mit zusätzlichen gesundheitsförderlichen Auswirkungen, die über die normale gesunde Funktionalität hinausgehen. Therapeutische Aspekte sollen an dieser Stelle allerdings nur am Rande angesprochen werden, da die Ernährung hier im Vordergrund steht.

Ein gesundes Herz-Kreislauf-System

Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sind in Deutschland die häufigste Todesursache. Wie auch in anderen Industriestaaten liegt das Problem zu einem Großteil an lebenslangen schlechten Lebensgewohnheiten mit unter anderem einer zu hohen Aufnahme an Omega-6-Fettsäuren und mangelnder Bewegung. DHA wirkt sich gemeinsam mit EPA positiv auf ein gesundes Herz-Kreislauf-System aus und wirkt den eher negativen Auswirkungen einer übergroßen Menge an Omega-6-Fettsäuren entgegen. Auf diese gegensätzliche Wirkung und das daraus resultierende wichtige Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren wird weiter unten in einem eigenen Kapitel eingegangen. DHA wirkt sich positiv auf die Blutfettwerte aus. Es senkt die Triglyceride im Blut und bewirkt über unterschiedliche komplexe Mechanismen eine Senkung des Blutdrucks. Außerdem beeinflusst DHA die Durchblutung insgesamt, indem unter anderem die roten Blutkörperchen flexibler werden und die Blutgerinnung gehemmt wird. Insgesamt fördert DHA somit einen gesunden Blutdruck und wirkt der Entstehung für arterielle Erkrankungen (z. B. Atherosklerose) oder Thrombosen entgegen. Dadurch wird das Risiko für einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt deutlich reduziert.

Eine gesundes Nervensystem

DHA spielt eine wichtige strukturelle Rolle als Phospholipid in den Zellmembranen sämtlicher Zellen des Körpers. Ein hoher Anteil von DHA erhöht die Fluidität der jeweiligen Zelle und wirkt sich positiv auf dessen Funktion aus. Besonders viel DHA findet sich dabei in den Zellen des zentralen Nervensystems. Als somit wichtiger struktureller Bestandteil ist DHA bereits im Mutterleib von essentieller Bedeutung für die Entwicklung und das Wachstum des Gehirns. Studien legen nahe, dass eine Unterversorgung mit Omega-3-Fettsäuren zu neuronalen Entwicklungsstörungen führen kann und spätere Erkrankungen wie Schizophrenie, ADHS, Depression oder Autismus begünstigt werden könnten. Auch die spätere Entstehung einer beeinträchtigten Kognition, das beschleunigten Fortschreiten einer Demenz oder das Auftreten komplexer psychiatrischen Erkrankungen konnte mit einem niedrigen Spiegel an Omega-3-Fettsäuren in Zusammenhang gebracht werden. Hier besteht allerdings noch großer Forschungsbedarf, um das komplexe Zusammenspiel besser verstehen zu können und adäquate Richtwerte für die Ernährung bestimmter Risikogruppen geben zu können.

Ein gesundes Sehvermögen

Die höchste Konzentration von DHA im menschlichen Körper befindet sich in der Netzhaut und ist von wesentlicher Bedeutung für eine gesunde Entwicklung der Sehkraft und, um eine gesunde Funktion aufrechtzuhalten. Tatsächlich muss das DHA in der Netzhaut regelmäßig erneuert werden, damit die Netzhaut mit allen enthaltenen Zellen optimal funktionieren kann. Einige Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Augenerkrankungen wie zum Beispiel eine altersbedingte Makuladegeneration in einem direkten Zusammenhang mit einer Unterversorgung von EPA und insbesondere DHA korrelieren könnte. Eine altersbedingte Makuladegeneration ist die häufigste Ursache für Sehbehinderungen in der Gruppe der über 60-Jährigen. Dabei kommt es zu einem fortschreitenden Absterben von Zellen im Zentrum der Netzhaut, das mit therapeutischen Maßnahmen verlangsamt, aber nicht rückgängig gemacht werden kann. Einige Studien konnten zeigen, dass der regelmäßige Verzehr von Fisch, der große Mengen DHA und EPA enthält, das Risiko für die Entstehung dieser Erkrankung deutlich reduziert. Therapeutische Ansätze zur Behandlung einer bestehenden altersbedingten Makuladegeneration zeigen allerdings widersprüchliche Ergebnisse, sodass an dieser Stelle noch viele Fragen offen sind.

Ein gesundes Immunsystem

Omega-3-Fettsäuren stellen einen wesentlichen Faktor für das Immunsystem dar, indem sie unterschiedliche Proteine des Immunsystems hemmen und so überschießende Immunreaktionen, wie sie zum Beispiel bei Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen auftreten, im Zaum halten. Auch hier wirken sie den Omega-6-Fettsäuren entgegen, die Entzündungen eher fördern und Immunantworten verstärken. Für ein gesundes Immunsystem ist somit eine perfekte Balance dieser beiden Fettsäuregruppen von Bedeutung. Ein unphysiologisches Verhältnist zwischen den unterschiedlichen Komponenten des Immunsystems kann immunvermittelte Krankheiten wie Allergien oder Autoimmunerkrankungen hervorrufen. Omega-3-Fettsäuren sind somit nicht nur wichtig für die Aufrechterhaltung eines gesunden Immunsystems, sondern sind auch von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung dieses Systems. Im Einzelnen scheint DHA unter anderem eine besonders wichtige Rolle bei der Regulation von Makrophagen zu spielen. Durch die Einwirkung der Fettsäure setzen die Fresszellen bestimmte Substanzen frei, die anti-inflammatorisch wirken und das übrige Immunsystem herunterregulieren.

Was passiert bei eine Mangel?

Ein klinisch relevanter Mangel an DHA ist extrem selten. Jedoch kann unter bestimmten Bedingungen eine Unterversorgung entstehen, insbesondere dann, wenn der Fischkonsum niedrig und der Fleischkonsum hoch ist. Eine derartige Ernährungsweise verschiebt das wichtige Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6-Fettsäuren zu sehr in Richtung Omega-6, sodass es zu unterschiedlichen Auswirkungen einer DHA-Unterversorgung kommen kann. Sie sind komplex und vielschichtig und zeigen sich oftmals durch eher diffuse Symptome wie Müdigkeit, Konzentrationsschwäche oder Wundheilungsstörungen.

Tatsächlich stehen zahlreiche Zivilisationskrankheiten im Verdacht, eine Folge von chronischer Unterversorgung mit Omega-3-Fettsäuren, insbesondere der in Fisch vorkommenden DHA und EPA zu sein. Doch Experten sind sich uneins darüber, wie groß der Einfluss der Fettsäuren auf die Entstehung von kardiovaskulären Erkrankungen, Diabetes, Depression, Krebs, Allergien oder chronischen Entzündungserkrankungen tatsächlich ist. Auffällig ist allerdings, dass all diese Erkrankungen, insbesondere kardiovaskuläre in dem Industriestaat Japan, in dem traditionell viel Fisch und sehr wenig Fleisch gegessen wird, deutlich seltener auftreten.

Wie kann Docosahexaensäure (DHA) aufgenommen werden?

DHA liegt in der Nahrung entweder in freier Form oder als Bestandteil von Triglyceriden oder Phospholipiden vor. Im Zuge der Verdauung werden Letztere aufgespalten, sodass Monoglyceride entstehen. Dies passiert nicht nur mit DHA sondern im Grunde mit allen aufgenommenen Fetten. Im Dünndarm schließen sich die aufgespaltenen Lipide zu sogenannten Mizellen zusammen. Dabei handeltes sich um winzige Fetttröpfchen mit einem Durchmesser von 3-10 nm, die von den Zellen der Darmschleimhaut aufgenommen werden können. Dort wird das aufgenommene DHA an ein Lipoprotein gebunden und über die Blutbahn zu den Zellen transportiert.

DHA in natürlichen Nahrungsmitteln

Da DHA nur in der marinen Nahrungskette vorkommt, gelangt es zu einem Großteil über den Verzehr von Meeresfisch auf unsere Teller. Besonders fettreiche Fische wie Lachs, Schillerlocke oder Thunfisch enthalten vergleichsweise große Mengen DHA. Insbesondere auch in Fischöl oder Algenöl liegt DHA in hohen Konzentrationen vor. Neben DHA enthält Fisch zusätzlich die ebenso wichtige Omega-3-Fettsäure EPA. Aus diesem Grunde rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) zu dem Verzehr von zwei Portionen Fisch pro Woche. Weil diese Menge von vielen Menschen nicht erreicht wird, gehen Experten davon aus, dass ein Großteil der Bevölkerung nicht mit einer ausreichenden Menge DHA versorgt wird. Genaue Erhebungen hierzu gibt es allerdings nicht.

Da DHA im Körper aus der Omega-3-Fettsäure ALA gebildet werden kann, ist auch eine ausreichende Aufnahme dieser essentiellen Fettsäure wichtig für eine bestmögliche Versorgung mit DHA. ALA befindet sich in großen Mengen in pflanzlichen Ölen wie Leinöl, Hanföl oder Walnussöl. Studien konnten zeigen, dass ein vermehrter Verzehr von ALA-haltigen Lebensmitteln auch zu einem leichten Anstieg des DHA-Spiegels im Blut führt. Die Umsatzrate ist allerdings sehr gering, sodass eine ernsthafte und gezielte Erhöhung des DHA-Spiegels ansonsten eher über DHA-Supplements zu erreichen ist.

DHA in Supplements

Zusätzlich zu natürlichen Lebensmitteln kann DHA als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden. Die meisten Omega-3-Supplements enthalten alle drei wichtigen Omega-3-Fettsäuren oder zumindest DHA und EPA. Hierzu gehören zum Präparate mit Fischöl, Krillöl oder Algenöl als vegane Alternative. Sie können in flüssiger Form oder als ölhaltige Kapseln erworben werden. Letztere haben den Vorteil, dass sie geschmacksneutral sind und ihr Inhalt besser vor der aggressiven Magensäure geschützt ist.

Viele Kombipräparate enthalten zusätzliche Vitalstoffe, sodass eine breit gefächerte Versorgung mit nur einem einzigen Produkt gewährleistet werden soll. Tatsächlich sind sowohl die Vitamine B6 und Biotin als auch die Mineralstoffe Calcium und Magnesium wichtig für eine möglichst effiziente Umwandlung von ALA in DHA und EPA. Aus dieser Sicht ist es also sinnvoll, bei einer Omega-3-Supplementierung ebenfalls auf eine ausreichende Versorgung mit diesen Vitalstoffen zu achten. Auch andere Vitalstoffe, die sich positiv auf das Herz-Kreislaufsystem oder die Gesamtgesundheit auswirken könnten, werden gerne mit Omega-3 kombiniert. Dabei müssen natürlich für alle Inhaltsstoffe die gesetzten Grenzwerte und Dosierungsempfehlungen eingehalten werden. Einige Produkte enthalten ausschließlich DHA, so dass explizit diese eine Fettsäure ergänzt werden kann. Sie erlauben somit eine gezielte Supplementierung und vermeiden so möglicherweise die unnötige Einnahme von zusätzlichen Nährstoffen, für die gar keine Unterversorgung besteht.

Unabhängig davon, welches Präparat verwendet wird, sollte eine Einnahme am besten mit einer Mahlzeit kombiniert werden. Auf diese Weise kann von einer optimalen Aufnahme ausgegangen werden.

Das wichtige Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 (Omega-6/Omega-3 Ratio)

Wie bereits erwähnt, agieren Omega-3-Fettsäuren nicht vollkommen unabhängig, sondern oftmals im Wechselspiel mit Omega-6-Fettsäuren. Letztere kommen vor allen Dingen in tierischen Produkten, aber auch in Sonnenblumenöl und Margarine vor. Dabei enthält besonders Fleisch aus Massentierhaltung sehr große Mengen an Omega-6-Fettsäuren. Doch sie sind nicht grundlegend schlecht. Wie auch Omega-3-Fettsäuren gehören die Omega-6-Fettsäuren zu den essentiellen Vitalstoffen, die zwingend mit der Nahrung aufgenommen werden müssen, um im Körper lebensnotwendige Aufgaben erfüllen zu können. Besonders im Herz-Kreislauf-System und im Immunsystem agieren beide Gruppen als wichtige Gegenpole, sodass eine bestmögliche und gesunde Funktion bei einem optimalen Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren gewährleistet ist. Entsteht in die eine oder andere Richtung ein Übergewicht, geraten die Körperfunktionen aus einem gesunden Gleichgewicht und es kommt zu Überreaktionen in die eine oder andere Richtung. Das bedeutet letztlich, dass für eine mögliche gesundheitsförderliche Wirkung von DHA nicht nur dessen aufgenommene Menge entscheidend ist, sondern die relative Menge von allen aufgenommenen Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt ein Verhältnis von Omega-6 zu Omega 3 zwischen 1:1 und 4:1. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät explizit zu einem maximalen Verhältnis von 5:1. Die Ernährungsgewohnheiten der Deutschen weichen aufgrund des hohen Fleischkonsums im Durchschnitt allerdings deutlich von dieser Empfehlung ab, sodass das Verhältnis hierzulande Schätzungen zufolge eher zwischen 6:1 und 20:1 angesiedelt ist. Experten sehen hier einen wichtigen Zusammenhang mit der Entstehung zahlreicher Zivilisationskrankheiten wie Arteriosklerose, Demenz, chronischen Entzündungserkrankungen oder einigen Krebsarten. Zum Vergleich: In Japan liegt das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren etwa bei 2:1.

Für wen sind DHA-Supplements sinnvoll?

Aufgrund der Schätzungen ist davon auszugehen, dass ein Großteil der Deutschen nicht mit einer ausreichenden Menge an DHA versorgt ist, bzw. das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 in keinem optimalen Zustand ist. Die Verbraucherzentrale rät dennoch nicht zu einer groß angelegten Supplementierung, sondern empfiehlt vielmehr jedem Einzelnen, seine Ernährungsgewohnheiten kritisch zu überdenken. Mit einer Reduktion des Fleischkonsums und der Integration von Fisch auf den wöchentlichen Speiseplan ließe sich der Bedarf an DHA normalerweise problemlos abdecken. Menschen, die sich vegan ernähren, können zur Deckung DHA-reiche Öle aus Mikroalgen (Schizochytrium, Ulkenia) verwenden. Dennoch sind unterschiedliche Szenarien jenseits von Ernährungsgewohnheiten möglich, bei denen eine gezielte Supplementierung von DHA sinnvoll sein kann.

Schwangerschaft und Stillzeit

DHA spielt eine wichtige Rolle für eine gesunde neuronale Entwicklung des Kindes. Aus diesem Grunde ist es wichtig, bereits das ungeborene Kind mit einer ausreichenden Menge dieser wichtigen Fettsäure zu versorgen. Während der Schwangerschaft und Stillzeit kann eine Ergänzung daher ratsam sein, wenn die Mutter nicht ausreichende Mengen an Fisch verzehrt. So wird sichergestellt, dass die Menge an DHA auch in der Muttermilch optimal ist. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Schwangeren und Stillenden mindestens eine Portion fettreichen Seefisch pro Woche, um den Bedarf an DHA zu decken. Andernfalls sollte ein entsprechendes DHA-Supplement verwendet werden, dass eine Bereitstellung von 200 mg DHA täglich garantiert.

Eine kanadische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2020 stellte einen interessanten Zusammenhang zwischen dem Fetalen Alkoholsyndrom und DHA fest. Durch den Alkoholkonsum während der Schwangerschaft reduziert sich direkt und indirekt der DHA-Blutspiegel der Mutter, sodass der Fötus mit erheblich geringeren Mengen DHA versorgt wird. Hier könnte eine wichtige Ursache für zum Teil massive neuronale Entwicklungsschäden bei den Kindern liegen. Gleichzeitig könnten die Folgen womöglich bereits im Mutterleib über eine Zufuhr von DHA gemildert werden. Hier besteht jedoch noch weiterer Forschungsbedarf.

Menschen mit bestimmten Erkrankungen

Durch seine positive Auswirkung auf das Herz-Kreislauf-System kann eine gezielte Supplementierung mit DHA den Gesundheitsstatus von Menschen mit unterschiedlichen kardiovaskulären Erkrankungen verbessern. Auch Patienten mit schlechten Blutfettwerten oder chronischen Entzündungserkrankungen könnten von einer Supplementierung profitieren. Tatsächlich wurde DHA in zahlreichen klinischen Studien eingesetzt und kommt unter bestimmten Umständen auch im Zuge einer etablierten Therapie zum Einsatz. Eine solche Einnahme sollte aber dringend mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden und darf keinesfalls als alleinige Form der Selbstbehandlung verstanden werden. Bestenfalls kann sie eine zusätzliche gesundheitsförderliche Maßnahme sein, die idealerweise von einer grundlegenden Ernährungsumstellung begleitet wird.

Alte Menschen

Eine aktuelle Übersichtsarbeit von Wissenschaftlern aus Spanien fasst das Potential einer Supplementierung der Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA für ältere Menschen zusammen. Für diese Personengruppe werden sie als wesentliche Nährstoffe eingestuft, die die Folgen des Alterns auf das Gehirn möglicherweise abmildern können. Sie erklären diesen Ansatz durch die entzündungshemmende Wirkung und untermauern sie mit der Feststellung, dass ein erhöhter DPA- und EPA-Spiegel im Blut älterer Menschen mit einer besseren kognitiven Leistung und einem geringeren Risiko für eine Demenz in Verbindung gebracht werden konnte.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung erklärt, dass eine lebenslange gesunde und ausgewogene Ernährung einen soliden Grundstein für körperliche und geistige Fitness im Alter setzt, es aber trotzdem niemals zu spät ist, seine Ernährungsgewohnheiten zu ändern. Wesentlich bleibt die aktuelle Versorgung mit gesundheitsförderlichen Nährstoffen, zu denen auch die Omega-3-Fettsäuren zählen.

Höchstmengen und gesundheitliche Risiken

Über eine normale Ernährung ist es nicht möglich, DHA-Mengen aufzunehmen, die sich in irgendeiner Weise negativ auswirken könnten. Anders sieht es jedoch bei Supplements aus, über die langfristig sehr große Mengen DHA in den Körper gelangen könnten. Da eine übermäßige Aufnahme mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist, hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die Höchstmenge der täglichen Gesamtaufnahme von Omega-3-Fettsäuren auf 1800 mg festgesetzt. Lediglich im Rahmen eines therapeutischen Einsatzes kann die Zufuhr zeitweilig höher liegen, wenn sie von einem Arzt verordnet und kontrolliert wird. Zum Vergleich: Die Deutschen nehmen über ihre normale Ernährung zwischen 127 und 295 mg DHA und EPA täglich auf. Die Aufnahme von DHA unterhalb dieser definierten Höchstmenge ist unbedenklich. Nach einer umfangreichen Analyse fasst das BfR folgende gesundheitliche Risiken zusammen, die auftreten, wenn diese Menge langfristig überschritten wird.

Störung der Blutgerinnung

Ein hoher Anteil von DHA und EPA im Blut hemmt das Aneinanderheften der Blutplättchen. In einer gesunden Menge leistet diese Wirkung einen wichtigen Beitrag für ein gesundes Herz-Kreislauf-System und lindert das Risiko für Thrombosen oder einen Schlaganfall. Bei einer zu großen Menge bekommt diese Wirkung jedoch ein Übergewicht, sodass Blutungen nicht adäquat gestoppt werden können. In der Praxis kann sich dieser Effekt unter anderem durch vermehrtes Nasenbluten zeigen. Bei größeren Verletzungen können Störungen der Blutgerinnung zu einem ernsthaften Problem werden.

Einfluss auf den LDL-Cholesterinspiegel

Die Fettsäuren DHA und EPA senken effizient die Triglyceride im Blut und wirken sich dadurch positiv auf die Blutfettwerte aus. In der Klinik werden sie therapeutisch eingesetzt, wenn eine Diät oder Bewegung allein nicht ausreichen, um den Triglycerid-Spiegel zu senken. Hohe Triglyceride sind ein wesentlicher Risikofaktor für einen Herzinfarkt. Da es sich bei DHA und EPA allerdings um Fettsäuren handelt, ist es naheliegend, dass sie sich bei großer Menge negativ auf den Cholesterinspiegel auswirken. Das Transportprotein LDL (Leo Desity Lipoprotein) transportiert Fette aus den Zellen zurück in die Leber, wenn diese maximal versorgt sind. Werden nun mehr Fette aufgenommen als benötigt, wird dieser Transportmechanismus vermehrt in Anspruch genommen. Ein hoher LDL-Spiegel begünstigt Fettablagerungen an der Innenseite der Gefäßwände und erhöht so langfristig das Risiko für einen Schlaganfall. Ein positiver Effekt von DHA auf das Herz-Kreislauf-System kann somit nur dann erreicht werden, wenn die Dosierung beachtet und die Höchstmenge nicht überschritten wird.

Einfluss auf das Immunsystem

DHA wirkt entzündungshemmend und ist dadurch wichtig bei der Kontrolle von chronischen Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen. Über einen komplexen Mechanismus wird die Produktion bestimmter Cytokine gehemmt, die eine Entzündungsreaktion, die als Teil der Immunantwort verstanden werden kann, vorantreibt. Wenn aufgrund einer überhöhten Menge von DHA die Cytokinproduktion allerdings übermäßig gehemmt wird, kommt es zu einer Unterdrückung der Immunantwort. In der Folge kann das Immunsystem nicht mehr adäquat auf einen Krankheitserreger reagieren, sodass es zu vermehrten Infekten kommen kann. Insbesondere für ältere Menschen, deren Immunsystem oftmals bereits geschwächt ist, kann eine langfristige übermäßige Einnahme von DHA somit zu einer bedrohlichen Situation führen.

Überversorgung in Schwangerschaft und Stillzeit

In Deutschland wird für Schwangere und Stillende eine Supplementierung von 200 mg DHA täglich empfohlen, wenn nicht wenigstens einmal die Woche Fisch auf dem Speiseplan steht. In dieser Menge ist eine optimale Versorgung des Babys und der Mutter gewährleistet. Studien, bei denen diese Menge deutlich überschritten wurde, deuten darauf hin, dass sich große Mengen DHA langfristig negativ auf den Blutdruck, den Appetit und die körperliche Aktivität des Kindes auswirken könnte. Die Datenlage ist zwar teilweise widersprüchlich, dennoch sollte die empfohlene Menge nicht überschritten werden, um kein vermeidbares Risiko einzugehen. Der Nutzen ist bei Einhaltung der Richtwerte vollständig gegeben.

Was ist beim Kauf von DHA-Supplements zu beachten?

Das Angebot an DHA-Supplements ist immens und mitunter etwas unübersichtlich. In erster Linie sollte dabei auf die tatsächlich enthaltene Menge geachtet werden. Der erläuterte Höchstwert von 1800 mg bezieht sich auf alle 3 Omega-3-Fettsäuren gemeinsam, weswegen als grober Richtwert eine Menge von 200 bis 600 mg DHA täglich nicht überschritten werden sollte. Höhere Dosierungen, die im Handel problemlos zu erwerben sind, bringen möglicherweise keinen gesundheitlichen Vorteil, sondern sind ganz im Gegenteil mit unnötigen Risiken behaftet. Sie sollten ausschließlich in Rücksprache mit einem Arzt verwendet werden. Insbesondere beim Erwerb von Ölkapseln muss außerdem zwischen der enthalten Menge Öl (Fisch-, Krill- oder Algenöl) und der tatsächlichen Menge an DHA unterschieden werden. Die Ölmenge allein ist nicht aussagekräftig, wird aber zu Verkaufszwecken oftmals in den Vordergrund gestellt.

Für eine Sicherstellung höchster Qualität ist es außerdem ratsam, nicht primär auf den Preis zu achten, sondern auf namhafte Anbieter zu setzten. Produkte, die in Apotheken oder Drogerien erworben werden können, sind unter Umständen besser geprüft als günstigere Alternativen unklarer Herkunft aus dem Internet.

Fazit mit Vor- und Nachteilen

Docosahexaensäure (DHA) ist eine für den menschlichen Organismus essentielle Omega-3-Fettsäure und muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Im Körper erfüllt DHA viele Funktionen und ist unter anderem für ein gesundes Herz-Kreislauf-System und Immunsystem sowie für eine normale neurologische Entwicklung von Babys und Kindern von Bedeutung. Oftmals agiert es als wichtiger Gegenspieler der ebenfalls essentiellen Omega-6-Fettsäuren, die in unserer westlich geprägten Ernährungskultur allerdings in viel zu großen Mengen aufgenommen werden. Viele Zivilisationskrankheiten könnten eine Folge eines dauerhaften Missverhältnisses von Omega-6 und Omega-3-Fettsäuren sein. Eine ausgewogene Ernährung mit wenig Fleisch und wenigstens einmal pro Woche Fisch kann eine optimale Versorgung mit DHA bei einem gesunden Menschen sicherstellen und das wichtige Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 auf einem gesunden Level halten.

Sollte diese Ernährungsempfehlung nicht eingehalten werden können, bieten DHA-Supplements eine Alternative Quelle für die wichtige Fettsäure. Insbesondere Schwangere, Stillende, Menschen mit bestimmten Erkrankungen und Senioren könnten davon profitieren. Veganer können dabei auf Produkte aus Mikroalgen zurückgreifen. Wichtig dabei ist allerdings die Einhaltung der Dosierungsempfehlung und Höchstwerte. Eine langfristige Supplementierung von mehr als 600 mg DHA täglich sollte mit einem Arzt abgesprochen werden, auch wenn derartige Präparate frei verkäuflich sind. Überdosierungen bergen Risiken, die den gewünschten positiven Effekt langfristig ins Gegenteil verkehren und sollten nicht unterschätzt werden. Die Verbraucherzentrale schätzt eine grundsätzliche Supplementierung als unnötig ein und appelliert vielmehr an eine kritische Überdenkung der einzelnen Ernährungsgewohnheiten.

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VonDr. rer. nat. Annika Mix

Annika Mix ist promovierte Biologin und arbeitete viele Jahre in der medizinischen Grundlagenforschung. Mit einer journalistischen Weiterbildung erfüllte sie sich den Wunsch, als freiberufliche Texterin und Wissenschaftsjournalistin Themen aus dem Bereich von Gesundheit und Forschung alltagsnah zu vermitteln.

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